Schwierigkeitsstufe: 1-2 von 3
Zeitaufwand: ca. 4.5h
Geeignete Stoffe: Webstoffe aus Baumwolle, Leinen, Ramie, Hanf, Rohseide
Minimale Kenntnisse im Nähen werden vorausgesetzt. Das heisst, du kannst eine Nähmaschine bedienen, kennst Gerade- und Zickzackstich und kannst Knopflöcher von der Maschine nähen lassen. Das ganze Stück ist auch problemlos von Hand zu fertigen, wenn es dir etwas mehr nach "slow sewing" ist.
VORBEREITUNG
Stoffgrösse prüfen: ca. 2 m x 0.70 (1/2 Duvetanzug) oder 1 m x 1.40 (gekaufte Stoffe sind meist 1.40 breit)
Stoff vorbereiten: Waschen bei der Temperatur, in der du das Kleidungsstück später waschen wirst. Bei Second Hand Stoffen auf Flecken und dünne Stellen prüfen und die umschiffen. Evtl. färben und/oder bleichen mit Javel.
Der Stoff hier ist aus Naturleinen (Duvetanzug). Er wurde zweimal Pink gefärbt und danach einmal auf 40°C mit ca. ¾ lt. Javel gewaschen. Diese Prozedur gibt dem Stoff einen leichten «stonewashed» Effekt und lässt die Farbe weniger flach wirken.
Faden und Knöpfe aussuchen: Wähle alles Ton-in-Ton oder schaffe Kontrast oder nimm von beidem etwas. Z.B. der Faden im Stoffton und die Knöpfe andersfarbig. Oder nähe nur die Knöpfe in einer anderen Farbe an.
Wählst du den Faden in Baumwolle, hast du den Vorteil, dass du das Blusenjäckli später mal umfärben könntest, der Faden würde die Farbe annehmen. Wählst du Faden aus Polyester, ist dieser dehnbarer und reissfester. Er kann nicht gefärbt werden. Es braucht rund eine Fadenspule à 200 Laufmeter. Bild 2
Da ich noch rosa- und pinkfarbenen Polyesterfaden vorrätig hatte, verwendete ich den. Ebenfalls aus dem Fundus sind die drei transparenten Knöpfe, die zu jedem Stoff gut aussehen. Die schlussendlich sichtbaren Nähte habe ich aus Baumwollfaden genäht, damit ich die Jacke färben kann, wenn das Rosa doch nicht passen sollte.
Wische nun den Boden und lege den ganzen Stoff dort aus. Bügle ihn, dann lege ihn hälftig so zusammen, so dass dein Stoffstück 70 cm breit und 100 cm hoch ist.
AUFZEICHNEN
Anschlag oben. Mittellinie im rechten Winkel zur Stoffkante ziehen, anschliessend alles von dort ausmessen und mit dem Lineal oder einer Leiste und dem Massband anzeichnen. Bild 3
Halsausschnitt: Erst nur eine Hälfte anzeichnen, die zweite Hälfte zeichnest du nach dem Ausschneiden an. So wird der Ausschnitt sicher symmetrisch. Bild 4
Um die Rundung unter der Achsel schön hinzubekommen, kannst du einen kleinen Unterteller verwenden. Der untere Streifen und die Reststücke werden später die Ärmel und die Blendeergeben.
Impuls: Die Blende lassen sich auch in einem gemusterten Stoff oder in einer anderen Farbe fertigen, was ziemlich gut aussieht, wie ich finde.
Die Masse auf der Skizze entsprechen einer Gr. XL (42/44) oder einer Gr. L oversized. Bild 1
Für Gr. M zähle 2 - 3 cm ab, für Gr. S 3 - 4 cm. Bedenke, dass jede Naht 2 cm in der Weite «frisst». Überprüfe auf jeden Fall deine eigenen Masse! Misse deinen Körper und zähle zw. 6 (locker sitzend) bis 10 cm (bewegungsfrei) hinzu. Webstoff ist nicht dehnbar, und wenn das Teil zu knapp sitzt, bist du eingeengt.
AUSSCHNEIDEN
Greife dir eine Schere, die wirklich scharf ist und schneide entlang der zuvor aufgezeichneten Linien die Aussenform ohne Halsausschnitt heraus. Es braucht keine Nahtzugabe. Trenne Vorder- und Rückenteil. Schneide die verschiedenen Halsausschnitte aus.
Achtung: Lege die beiden Ausschnitte von Vorder- und Rückenhalsausschnitt zur Seite. Merke dir, was oben ist und welches Stück vorne und welches hinten ist. Diese Stücke wirst du brauchen, um die Blende zuzuschneiden.
Schneide beim Vorderteil die Mittellinie durch. Mache das später auch bei der Blende. Schneide die Ärmelstücke aus. Bild 5
Noch ein Wort zur Blende: Bei Webstoff mit bogenförmigen Nähten lässt sich der Stoff nicht einfach zu einem Saum umklappen. Das würde Falten werfen und kaum zu bewerkstelligen sein. Daher gibst du dem Stoff ein Vis-à-vis und nähst dieses dann an das Kleidungsstück.
NÄHEN
Schulternaht und Ärmel- und Seitennaht füsschenbreit (1 cm) schliessen mit Geradestich.
Kleidergrösse variieren: Nadel ganz nach links stellen = das Teil wird ca. ½ Grösse kleiner, Nadel ganz nach rechts stellen = das Teil wird ca. ½ Grösse grösser.
Reinschlüpfen und Sitz und Grösse überprüfen, ungefähre Länge definieren. Wenn nötig, Änderungen vornehmen. Wenn alles stimmt, die Kanten zickzacken.
Da das bereits das 4. Blusenjäckli ist, das ich nähe, weiss ich inzwischen, dass ich beim Rückenausschnitt ein Abnäher anbringen muss, damit die Jacke dort nicht absteht. Die Blende braucht dort ebenfalls einen Abnäher, sonst passt sie nicht mehr.
Die Ärmelstücke mit Geradestich zusammennähen und zickzacken. Dann die Ärmel einsetzen: Das Jäckli auf der linken Seite, der anzunähende Ärmel auf der rechten Seite in die Öffnung stecken, so klappts und dir bleibt die übliche Verwirrung erspart, die schier jede und jeden erfasst bei diesem Nähschritt.
Besatz aufzeichnen: Nimm die zur Seite gelegten Ausschnitte vom Halsausschnitt vorn und hinten und lege diese auf den Reststoff. Gib unten 6 cm dazu und zeichne den Bogen auf. Ausschneiden. Bild 6
Der Besatz auf das Blusenjäckli legen und schauen, wie er zusammengenäht werden muss. Die Blende der Frontöffnung und des vorderen Ausschnitts übereinanderlegen und diagonal anzeichnen. Zuschneiden, dass sie aufeinanderpassen und der Winkel stimmt. Bild 7
Alle Blendenteile zusammennähen und die äussere Kante klein und eng zickzacken. Bild 8
Hinten mittig beginnend am Teil feststecken und anschliessen mit Geradestich annähen. Stoff einschneiden, damit er sich gut umschlagen lässt. Bild 9
Umklappen und bügeln. Ecken beim Ausschnitt mit der Schere oder einem Stift schön herausbilden.
Saum abstecken und bügeln. Ecken von Front und Saum diagonal einklappen, bügeln und von Hand zusammennähen. Bild 10
Blende und Saum in einem Rutsch mit Geradestich annähen. Distanz an der Nähmaschine markieren, z.B. mit einem Post-it oder mit Klebband. Hier ist Sorgfalt und Genauigkeit gefragt. Also einmal
tief ein- und vor allem ausatmen, dann schön fokussiert das Ding an das Teil bringen, immer schön im gleichen Abstand nähen und – amen – es ist geschafft. Wie genau du da und bei den Knopflöchern
arbeitest, gibt dem Kleidungsstück das Gesicht.
Du kannst das Blusenjäckli auch ohne Knöpfe belassen. Dann bist du hier bereits fertig. Und falls nicht, weiter zum nächsten Schritt.
Die Knöpfe messen. Die Knopflöcher in der Mitte der Blende 1 mm grösser als der Knopf anzeichnen. Folge dann der Anleitung deiner Nähmaschine, um die Knopflöcher zu nähen. Die Knöpflöcher vom
äusseren Ende hin zur Mitte aufschneiden. Die Knöpfe annähen.
Fertig. Bild 11
Anziehen, sich vor den Spiegel stellen, sich freudig anlächeln und zum gelungenen Teil gratulieren.
Impuls: Du kannst aus diesem Grundschnitt viele Varianten nähen:
Lasse die Ärmel weg, und du hast ein Sommerwestchen.
Lasse es vorne geschlossen lassen, und du hast ein Top (ohne Ärmel).
Mit Ärmel und vorne geschlossen ergibt es ein Pulli.
Die Länge 30 cm länger machen, etwas grösser schneidern und im Kimonostil mit einem Gürtel schliessen.
Um 20 cm kürzen, und du hast ein Bolerojäckchen.
Du kannst nur einen oder drei grosse Knöpfe annähen, oder 7 kleine Knöpfe. Oder einen Reissverschluss. Oder es mit Bändeli schliessen.
Du kannst einen gemusterten Stoff mit uni Blenden oder umgekehrt verwenden.
Dieses Muster ist für Webstoff gedacht, doch du kannst auch Jersey verarbeiten (umgekehrt geht das weniger leicht).
Du kannst auch Baumwollfleece oder Wollfilz wählen, und du hast eine Übergangsjacke.
Du kannst Taschen aufnähen oder in den Nähten versenken.
Du kannst die Ärmel länger und schmaler zulaufen lassen oder am Grundschnitt Ärmelbündchen anbringen. Lass deine Ideen aus der Box und schaue, was möglich ist.
Danke, dass du bis hierhin gelesen hast.
Danke, wenn du es dich wagst, das Teil nachzunähen.
Und nochmals Danke, wenn du mir eine Rückmeldung gibst, ob es geklappt hat.
Barbara
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