Weiss ist die Farbe, die alles Licht zurückwirft und somit nichts aufnimmt. Dadurch prallt alles an ihm ab und es bildet eine harte Grenze. Spüre mal hin, wenn du weisse Kleidung trägst.
Gleichzeitig ist weiss aber auch ein Chamäleon, denn es nimmt – wie Grau – einen Schimmer seiner Nachbarfarbe an. Gut sichtbar wird das in weiss gestrichenen Räumen, in denen sich ein farbiges Objekt befindet. Die weisse Wand beginnt zu leuchten in einer hellen Pastellfarbe.
Weiss vereint gegensätzliche Wirkungen. Es wirkt einerseits leicht, licht und beinahe gewichtslos. Es erscheint uns ätherisch und körperlos. Weiss ist der Ursprung und der Anfang. Weisses Licht beinhaltet alle Farben, und die weisse Materie bietet Raum für alle Farben. Es bietet Platz für das, was da sein will. Denke an einen weissen Malgrund, der bereit ist, Farbe aufzunehmen.
Weiss setzt in der Architektur und der Kunst "das Licht". Damit wirken flache Malereien plastisch und Räume gegliedert und lesbar.
Doch Weiss hat – wie übrigens alle Farben – auch eine Schattenseite. Ganz weisse Wände können so einfach wirken, dass sie ärmlich und abweisend erscheinen. Weiss ist heikel und empfindlich gegenüber Verschmutzung und sobald es nicht mehr blütenweiss ist, kippt sein Strahlen in Schäbiges und Mattes. Weiss weitet den Raum und setzt ihm keinerlei Grenze, weswegen wir uns in einem schneeweissen Raum weder geborgen noch sicher gehalten fühlen. Stelle dir Skifahren im Nebel vor. Wir sind schlicht lost. Weiss ist wenig greifbar, was irritierend kann.
Weiss kann ein geeigneter Hintergrund für Kunst sein, muss aber nicht. Oft bildet Weiss einen zu hohen Hell/Dunkel-Kontrast zu den künstlerischen Objekten. So ist der Kontrast augenfälliger als die Kunst an sich. Ob nun eine weisse Wandfarbe geeignet ist und wenn ja, welches Weiss, ist bei jedem Kunstwerk neu zu prüfen.
Weissnuancen gibt es so viele, wie es Farben gibt. Weiss kann mit jeder erdenklichen Farbe gebrochen werden und es entsteht ein anderer Weisston. Üblicherweise wird Weiss mit Ocker, Umbra und/oder Schwarz gebrochen. Daraus entstehen warme (Ocker), neutrale (Umbra) und kühlgraue (Schwarz) Weissschattierungen. Doch natürlich gibt es auch Pfirsichblüt und Eisweiss, Malachitweiss und Zucker.
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