Diese Anleitung zeigt dir, wie du zu deinen eigenen Pflanzenfarben kommst. Sie besteht aus vier Teilen, das ist der zweite Teil. Teil eins findest du hier.
Die pflanzlichen Fundstücke lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen. Diese Einteilung beruht auf meiner persönlichen Erfahrung, so wie alle nachfolgenden Informationen. Ich habe keine Wissensquelle beansprucht, werde on- noch offline. Das Schöne ist das Entdecken von neuen Dingen, die funktionieren. Falls dir das auch wichtig ist, lies bitte nicht weiter.
Pflanzengruppen
1. Farbpigmente
2. Tinten
Farbpigmente
Damit meine ich Pflanzen, die selbst farbig sind und so trocken und kompakt, dass sie nicht ausbluten. Sie färben weder Wasser noch Alkohol farbig ein. So wie zum Beispiel Flechten und Moose.
Tinten
Mit Tinten benenne ich Pflanzen, die ausbluten, ihre Farbe "loslassen" und Wasser, Bindemittel oder Alkohol farbig färben. Als Beispiel kann ich dir Tee nennen, welcher das Wasser einfärbt.
Beide Farbgeber müssen anders gebunden werden, um ihre Farbkraft zu verschenken. Dazu im vierten Teil "Pflanzenfarben – binden und veredeln" mehr.
Jahreszeiten
Jede Jahreszeit bietet ihre Schätze, die es zu entdecken gilt. Ich startete mein Projekt "waldtrunken!" Ende November 2021. Da ist die Natur im Winterschlaf, und auf den ersten Blick gibt es nicht sehr viel Farbiges draussen zu finden. Doch das schärft die Aufmerksamkeit für die zurückhaltenden Töne, welche bezaubernd fein färben. Suchst du das Leise, stöbere im Winter. Willst du hingegen einen starken Farbausdruck schaffen, sammle im (Früh-)Sommer. Hier eine Auflistung mit geeigneten Pflanzen, nach Jahreszeit geordnet. Mit dem Hinweis, ob es eine Tinte (T) oder ein Pigment (P) ist.
Winter
trockene Blätter - P
Pilze - P
Flechten - P
Moose - P
morsches Holz - P
Rinde – P
Beeren – T/P
Holzkohle -P/(T)
Tannadeln – P
bunte Stiele von Ziersträuchern - P
Frühling
alles, was Blütenstaub trägt – P
zartes Blattgrün – P
Kräuter (Rosmarin z.B.) – P/(T)
Sommer
alle Blütenblätter – T/P
Herbst
Lärchennadeln - P
Herbstblätter - P
Pflanzen, die ihre Farbe leicht preisgeben und schnelle Erfolge versprechen sind folgende:
rote und rosa Rosen, lila Iris, Tulpen in Rottönen, Hibiskus, blaue Beeren, morsches Holz, Holzkohle.
Für Fortgeschrittene «Pflanzenchüderler» empfehlen sich:
Pilze, Flechten, Moos, verblühter Löwenzahn und Weidekätzchen.
Wertschätzung
Wenn du Pflanzen sammelst, bitte ich dich um Achtsamkeit und Wertschätzung für die Natur. Manches Pflanzenwesen gibt sein Leben, damit du dich kreativ verwirklichen kannst. Schätze dieses Geschenk und bedanke dich, wenn du magst, innerlich oder auch laut ausgesprochen bei der Pflanze. Sammle nie mehr, als du brauchst. Nehme bevorzugt das mit, was die Pflanze freiwillig losgelassen hat, wie die Blätter, Blüten und Beeren, die bereits auf dem Boden liegen. Wenn du magst, gib der Natur eine kleine Gabe zurück wie ein Schluck aus deiner Wasserflasche, ein Nüsslein aus deinem Proviant oder ein Gefühl der Dankbarkeit. Hinterlasse nie Abfall in der Natur, sondern packe im Gegenteil ein, was jemand anderes liegen gelassen hat. Die Pflanzen kannst du in Stoffsäcklein sammeln. Für feuchte bis nasse Pflanzen eignet sich ein dünnes Plastiksäcklein, dass du immer wieder verwendest.
Hier geht es weiter zu Teil drei, "Pflanzenfarben – trocknen und mahlen".
Alles Liebe, Barbara
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