Maja ist eine Freundin von mir. Und zwar schon seit sagenhaften 38 Jahren. Unsere Wege hatten mal mehr, mal weniger Distanz, doch ganz aus den Augen verloren haben wir uns nie. Besagte Maja also nahm mich vor über einem Jahr mal mit zum Kaltbaden. Ich wohnte damals an der Aare, unweit des Dählhölzlis. Diese Gelegenheit schien günstig, um mir dieses Erlebnis nahe zu bringen.
Seit dann bade ich regelmässig bei kalten Temperaturen in der Aare. Oder der Worble, dem Thunersee oder was mich sonst noch anlächelt. Die Wirkung ist so enorm für mich, dass ich dieses Erlebnis am liebsten jeden Tag hätte und bin dran, das auch so einzurichten. Das kalte Wasser bringt mich schnell und mühelos in meinen Körper. Ich fühle mich erst belebt, danach ruhig, friedlich und entspannt. Die Welt und mein Herz glänzen. Wohl auch, weil beim Kaltbaden Dopamin und Serotonin ausgeschüttet werden. Leichter kann ich mich nicht glücklich fühlen!
So geschehen auch vor einigen Tagen. Es war Huddelwetter und meine Stimmung so grau wie die Wolken am Himmel. Ich wusste aus Erfahrung, ein „Aaretünkle“ würde diesen etwas eingerasteten Zustand ohne grossen Aufwand meinerseits verändern. Ich stiefelte los, mit Schirm, Badekleid und Badetuch bepackt und war nach 20‘ an der Aare. Die Regentropfen hinterliessen Ringe auf der Wasseroberfläche, die Aarekiesel unter meinen Füssen waren dunkelglänzend und nass.
Mir kam meine Idee absurd vor, und ich mir dabei etwas verrückt. Mein offener Schirm legte ich am Ufer ab und meine trockene Kleidung darunter, inklusive Daunenjacke. Ich schlüpfte lachend in mein Badekleid, studierte nicht lange und ging geradewegs in den Fluss.
Fantastisch. Fantastisch!
Ich lag im kalten Wasser, das sanft über meine Haut floss, schaute knapp über der Wasseroberfläche flussaufwärts. Die Regentropfen spritzten beim Eintauchen auf. Ich fühlte die tippende Berührung auf dem Kopf, wenn mich so ein Tröpflein traf. Ich war ganz im Moment und atmete. Sonst nichts. Pure Freude stieg in mir auf.
Die Schlüsselbeine sind immer die ersten, die genug haben. Ich stand also auf und ging an's Ufer zurück. Dabei fielen mir die Aarekiesel auf. Der Regen hatte alle ihre Farben ans Licht gebracht. Ich staunte, war bezaubert und hingerissen und vergass, dass ich halbnackt und nass war bei 10°C Aussentemperatur.
Doch recht schnell erkannte ich, dass ich nun trotz diesen atemberaubenden Schönheiten in warme Kleider schlüpfen musste und machte mit mir ab „ich komme wieder“. Hier also mein viertes Fundstück.
Es ist schon crazy, was da so an der Aare rumliegt, nicht?
Alles Liebe, Barbara
Ps: Wenn du auch kaltbaden willst, gib Bescheid und wir gehen zusammen. :-)
Kommentar schreiben
Maja (Freitag, 29 April 2022 14:47)
Äärele ist Lebensenelexier pur, so schön, dass du dich auch dafür begeistert! Herzlich, Maja
Barbara (Freitag, 29 April 2022 14:50)
<3
Regula (Samstag, 30 April 2022 13:51)
Liebe Barbara
Einfach schön, wie Du visuell ästhetisch zusammenträgst und -bringst und wie Du empfunden schreibst. Es ist eine Freude, Deine Bilder anzusehen und Texte zu lesen. Herzlich, Regula
Barbara (Samstag, 30 April 2022 15:25)
Liebe Regula, vielen Dank, eine solche Rückmeldung von "ausdrucksklar" ist mir eine besondere Freude. <3
Sandra (Dienstag, 24 Mai 2022 16:30)
Wie wunderbar du die Wirkung der Kiesel zum Leuchten bringst mit deiner sorgfältigen Anordnung!
Barbara (Dienstag, 24 Mai 2022 16:54)
Danke liebe Sandra!