- In welchem Bereich darfst du heute erwachen?
- Wo gibt es ein böses Erwachen?
- Welcher Nutzen erkennst du im Erwachen?
Hier erzähle ich dir von meinem heutigen Erwachen:
Heute hatte ich Mühe mit dem physischen Erwachen. Gestern Abend wälzte ich vor dem Einschlafen noch schwere Gedanken, die ich nach ein Uhr endlich loslassen konnte. Heute Morgen dann ziehe ich die Karte «erwachen». Bald wurde mir klar, dass dieser Hinweis der gestrigen Unzufriedenheit gilt. Meine nächtlichen Überlegungen gingen in die Richtung, dass ich so gerne «perfekte» Zustände habe. Das beruhigt mich und gibt mir ein Gefühl der Kontrolle und Sicherheit. Ich setze sehr viel Zeit und Energie ein, um eine Sache derart abzurunden, dass sie mir bis ins letzte Detail stimmig erscheint. Glücklicherweise sind nicht alle Lebensbereiche davon betroffen, sonst käme ich ja nirgends mehr hin! Doch es gibt ein paar; einer ist meine Kapselgarderobe. Seit Jahren perfektioniere ich diese Zusammenstellung. Ich lebe mich kreativ aus bei der Wahl der Farben, der Materialien, der Schnitte und in der möglichst vielfältigen Zusammenstellung der 36 Teile. Um mit dieser geringen Anzahl an Kleidungsstücken das ganze Jahr über abwechslungsreich angezogen zu sein, ist im Vorfeld viel Kopfarbeit nötig. Was heisst nötig? Natürlich wäre das nicht nötig, ich kann mich auch einfach anziehen und fertig. Ich habe aber unglaubliche Freude daran, dieses Gehirnjogging zu betreiben.
Die dauernde Optimierung meiner Garderobe kostete mich monatlich Geld, das ich an anderen Orten mühsam einsparen musste. Dazu war ich nicht mehr bereit. Auch die thematische Auseinandersetzung ermüdete mich trotz Freude auch immer mal wieder. Aus diesem Grund entschloss ich mich in diesem Jahr zu einem «no-buying-year». Kaufferien. Heute ist der 7. Januar 2021, und nachdem ich meine Kapsel am 31. Dezember abgeschlossen hatte, war ich bis gestern immer noch am Optimieren. «Ein rosa/mauve/plum/prune Schal wäre so wunderbar zum Kombinieren. Was mir fehlt, ist eine Strickjacke aus Kaschmir in einer Farbe, die zu allen Kleidern passt. Im Sommer bräuchte ich dann unbedingt noch Sandalen.» usw.
Genau dieses im aussen Suchen wollte ich mit meinen Konsumferien beenden. Mich vom Gefühl lösen, immer noch etwas anderes zu brauchen, als das, was ich habe. Und jetzt kommts: Nun, da alles stetig im Wandel ist, verändern sich auch die Parameter meiner Capsule Wardrobe immer wieder. Was für mich jetzt «perfekt» heisst, ist immer wieder anders. Mal bevorzuge ich Naturtöne, mal will ich Farben tragen. Dann möglichst hell, später wieder dunkel. Früher liebte ich Gemustertes, im Moment favorisiere ich Unis. Die zwei Werte «perfekt» und «ruhen lassen» schliessen sich gegenseitig aus.
Das ist mein heutiges Erwachen.
Ich werde bei meinen Kaufferien bleiben und mich mal den jahrelang vermiedenen Gefühlen stellen, vermeintlich Unperfektes auszuhalten. Es ist gar nicht so schlimm, wie befürchtet! Es hat was Lustiges, und ist auch herrlich unkompliziert! Ich merke gerade, dass ich mir damit eine gewisse Freiheit schenke – das gefällt mir.
Lass mich wissen, welches Erwachen du heute geschenkt bekamst.
Alles Liebe, Barbara
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